Zidane

Zidane schweigt“ also. So heißt es, das neue Buch. Gerade noch rechtzeitig zur EM. Um in einem ganz schiefen Bild zu sprechen: In der 87. Minute der Vorbereitung.

Ich hoffe, das bleibt das einzig schiefe Bild in Zusammenhang mit „Zidane schweigt“.

Es geht, einerseits, um Fußball. Um die französische Nationalmannschaft seit 1998. Um einige ihrer Ikonen – Vieira, Henry, Ribéry – um ihre Triumphe und um ihre Desaster. Um den Kopfstoß natürlich, und um den Spielerstreik. Um die Frage, warum verdammt noch eins Zidane eigentlich als großer Fußballer gilt.

Es geht, andererseits, um noch etwas anderes: was das alles bedeutet. Nicht in dem Sinn, welche metaphysischen Momente durch das Spiel Djorkaeffs oder Desaillys aufgedeckt werden können. Sondern in dem Sinn, welche Bedeutung man in diese verschiedenen Mannschaften hineingelegt hat. Warum es keine gute Idee war, anhand des Fußballs den endgültigen Triumph eines multikulturellen Frankreichs auszurufen; warum diese Mannschaften immer schillernd waren, immer für verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterschiedliches bedeuteten, und inwiefern das Sinnbild ist für diese heutige, zerrissene französische Gesellschaft ist, die ihrem eigenen Scheitern nahe ist.

Und es geht, drittens, um den unwahrscheinlichen Aufstieg des Front National. Wie hat dieser parlamentarische Arm einer zwar gefährlichen, aber politisch unbedeutenden, rechtsterroristischen Bewegung es geschafft, zu einer der wichtigsten rechtsextremen Parteien Europas zu werden? Warum hat ihm keiner der vielen Skandale das Genick gebrochen? Was verdammt nochmal ist da los?

Ich versuche, das nachzuzeichnen, ohne unterkomplex zu werden, und gleichzeitig ohne auszufasern. Das ist ein Drahtseilakt. Manches habe ich in dem Buch nicht ausformuliert, manchmal mag ich wohl Schwerpunkte gewählt haben, die andere mit der Materie Vertraute anders gesetzt hätten. Statt flachen Übergängen hab ich eigentlich immer in die Schnittstelle gespielt.

Dieser Text ist nicht in sich geschloßen, so ist er nicht gebaut. Er ist eine Abfolge von Szenen, Eindrücken, Beschreibungen und Thesen; das kann auch anders nicht sein, man kann das Thema nicht auf ein paar Seiten erschöpfend behandeln. Zumindest ein paar Sachen werden hier im Blog noch angesprochen werden über die nächste Zeit.

Genau das soll es sein: eine Einladung, sich zu befassen mit dem Land, mit der Materie, mit dem Fußball auch. Nicht zuletzt mit dem Fußball.

An der Stelle sei noch ausdrücklich all jenen gedankt, die mir auf die ein oder andere Art bei diesem Buch geholfen haben, und ohne die das Buch entweder überhaupt nicht möglich oder jedenfalls bei weitem nicht das geworden wäre, was es jetzt ist. Sascha Großmann und Christina Koch, Martin Lafréchoux und Nico Roicke, den Damen und Herren vom Salon Böhle und Nele Solf, Lutz Wengorz und all den ganzen Verbrechern um Jörg und Kristine, Evi und Christian und der Frau Lektorin da insbesondere Philipp Böhm, der bis zuletzt meine Quengeleien ertragen hat, und ich hoffe wirklich, dass ich niemanden vergessen habe..