Portugal – Wales 5:6 n.E.

Ist das eine Schande. Eine markerschütternde Ungerechtigkeit von unendlicher Traurigkeit. Aaron Ramsey, das Quantenteilchen im walisischen Spiel, darf heute nicht auflaufen. Ich glaube nicht, dass man seine Bedeutung für Wales unterschätzen kann, außer man lässt sich von den ganzen Hochglanzpostillen blenden und schreibt tausende Zeichen über Bales voll.

Es ist ein bisschen das Duell Captain America gegen Ironman: Das biedere, ein wenig langweilige, sture und selbstgerechte Portugal gegen das überraschend sassyge, impulsive und gewitzte Wales. Ich mag das kaum glauben, dass ich Team Captain America bin; mich beeindruckt, wie Santos das geschafft hat, eine Maschine aus Einzelteilen zu improvisieren, die als unkombinierbar galten. Hin und wieder, wie zufällig, produziert sie die allerschönsten Stücke, wie ebenjenen Pass von Nani vor der Führung gegen Kroatien; meist aber stapft und pustet und brummt und hämmert vor sich hin. Vor allem Pepe, der unermüdliche Kolben, der mit all seiner brachialen Willenskraft die Flugbahn von Flanken beeinflussen kann. Ich wette, in portugisieschen Zeitungen steht, er sei der beste Verteidiger der Welt. Sollte Dragon Ball Z jemals verfilmt werden, er sollte dringend zum Casting gehen.

Deutschland – Frankreich 3:0

Erspart mir viele (und auch lange) Wort. Ich bitte zu verzeihen. Ich halte, ich hab es schon häufiger erwähnt, die französische Verteidigung für überfordert, sobald irgendwas auf sie zukommt, das schneller ist als ein Saab im Rückwärtsgang. Man hat’s auch – trotz der vielen Tore gegen Island – gesehen. Sie schießen die Tore im richtigen Moment, sie haben eine Offensive, die oscarreife Schnitte beherrscht; aber was hinten passieren wird, wenn sie mal ein paar Minuten Pressing ausgesetzt sind, das… Das wird zumindest interessant.

Was ich kurz vor Anpfiff von dem Spiel halte, ob mich eine Epiphanie erreichen wird, die mich eines besseren belehrt, das könnt ihr, wenn ihr mögt, am Spieltag ab 20:00 Uhr bei radioeins hören.