I’m fucking sorry, Olivier Giroud
Von admin am 08 Jul 2016 | An fremden Brettern
Das Schöne am Schreiben ist, dass man sich irren kann. Dass man falsch liegt, mit seinen Behauptungen, Ideen, Ansichten. Das man, indem man in die Tasten, danebengreift.
Das ist das Schöne (und auch das furchtbare) am Schreiben. Deswegen hört es von selbst, einmal angefangen, nie auf.
Das waren, als Einstieg, angemessen pathetische Worte; ein Luftholen, eine Art freilich auch, mich in Szene zu setzen und zu entschulden. Ein Verzögern. Eine Finte.
Was solls, es muss ohnehin irgendwann raus, also denn:
Sorry, Olivier Giroud. Es tut mir leid, ich lag falsch, und Du warst richtig. Da, wo Du warst.
Es gibt jene Spieler, die im Training aussehen wie ein Storch beim Stepptanz. Technik wie ne Legokanone. Nutzwert geschätzt Hund auf Trüffelsuche.
Und aber dann, im Spiel. Mit jedem Zweikampf wachsen sie einen halben Zentimeter, bis sie drei Meter groß sind und viereinhalb breit. Mit jeder Schmähung werden sie selbstbewusster, bis sie rauchend in einem Rollstuhl sitzend Sandra Maischberger die Welt erklären. Mit jeder kleinen Demütigung, die ihnen der Ball zufügt, weil er ihnen beim vorsichtigsten Kontakt verspringt, wächst ihr Wille, ihn zu zwingen.
Giroud ist einer von ihnen. Mit jeder ungelenken Drehung seines für Drehungen nicht vorgesehenen Körpers sagt er: Und er bewegt sich doch. Er ist zuvorderst selbstlos, nicht im Sinne eines Altruisten, sondern in einem bedingungslosen Sinn: er lebt im Moment. Er tut, was nötig ist, und mehr! um diesen Moment zu seinem zu machen. Seine Welt ist eine als Wille und Anstrengung gemachte. Vor allem aber: selbst gemachte.
Das hat nicht viel Poesie, vielleicht kann ich darum so wenig damit anfangen. Es ist etwas vorwurfsvolles darin, oder anders: ich sehe etwas vorwurfsvolles darin. Das ist wohl einer dieser Irrtümer, von denen ich mich zu lösen habe: Giroud ist kein role model. Sondern im Mosaik dieser Mannschaft derjenige, der der die Steine in Bewegung bringt. Bloß weil er nicht glänzt, heißt das ja nicht, dass es ihn nicht braucht.
Jedenfalls: Sorry. Ich werde mir ein Beispiel nehmen und das nächste mal besser schimpfen.