Polen – Portugal 0:2

Fortwährend spricht man von Cristiano Ronaldo, aber entscheidend für das Viertelfinalda- und soein Portugals sind auch ein paar andere Märchenfiguren. Pepe, der böse Wolf, der alles frisst, was mehr Haare hat als er. Wenn der vom Rasen abspringt, um in ein Kopfballduell zu gehen, landet er anschließend in einem Krater. Würde man ihn verfilmen, es müsste ein Comicfilm sein, und er würde gespielt werden von irgendeinem glatzköpfigen Bösewicht aus Dragon Ball Z. Dann freilich das fleißige Lieschen, Renato Sanchez, der derart viele Löcher zugelaufen hat, ich nenne ihn ab sofort die Nähmaschine. Und am Ende auch Nani, der – man mag es kaum glauben – AUCH nach hinten kucken kann, AUCH festgestellt hat, dass bei elf gegen elf selbst für ihn ein Gegenspieler vorgesehen ist, und der trotzdem diesen Wahnsinnspass auf ronaldo gespielt hat, von dem ich seither zweimal geträumt habe. Mir ist völlig schleierhaft, wie man über dieses Spiel hat schimpfen können, das war reine Konzeptkunst. Man muss das nicht mögen, aber bevor man sich dazu entscheidet, es zu verurteilen, wäre es doch hilfreich, es zu verstehen.

Über Polen hingegen mag ich nichts sagen. Was Größe hat, wenn man es gegen einen erkennbar spielstärkeren Gegner wie Kroatien umsetzt, wirkt schnöde und langweilig und mutlos, wenn man das gegen die Schweiz macht. Diese übertriebene, lebenstraurige Vorsicht! Ehrlich, Polen deprimiert mich.

Wales – Belgien 0:2

Hätte man den Walisern vorher gesagt, wie einfach ihnen so eine Euro fällt, hätten sie vielleicht schon früher mitgemacht. Bisher haben sie sich immer ganz gut angepasst bekommen an den Gegner, wie Nachwuchsitaliener, bloß dass die einen immer überperformt haben, und die anderen spielten halt gegen Nordirland.

Belgien hingegen, glaubt man kaum bei der Topographie, was die für eine Berg- und Talfahrt hingelegt haben. Anderen Mannschaften hat so eine eindeutige Auftaktniederlage schon das Genick gebrochen, aber Belgien hat sich sagenhafterweise wieder hineingefuchst. Und das liegt an wem? De Bruyne. Der wär mal was für Lautern, aber wozu sag ich das überhaupt, auf mich hört ja sowieso keiner.

Deutschland – Italien 1:2

Prognose: Entweder Khedira ist am Samstag bester Mann auf dem Platz, oder Italien Halbfinalist.

Das würde hier wahrscheinlich einige überraschen. Man hat so viel über Boateng gesprochen, dass man ganz vergessen hat, wer der großartigste Abwehrspieler dieser EM bisher war, Giorgio Chiellini nämlich. Es ist ein bisschen albern, wie sehr die Kommentare über ihn immer mit Wildwestmetaphern hausieren gehen – knochenhart, ausgebufft, gnadenlos. Bloß weil der keine Haare hat, die im Wind wehen, wenn er mit langen Schritten, Ball am Fuß und Fuß am Ball, das Mittelfeld durchschreitet oder aus der Drehung einen Pass vierzig Meter auf außen ziseliert. Bloß weil er aussieht wie ein sieben Jahre bei Trockenfutter in einer Höhle vergessener Filmbösewicht, glaubt man ihm seine Eleganz nicht.

Aber andererseits gibt es freilich Mesut Özil. Zu dem habe ich an anderer Stelle schon leicht untertrieben.

Frankreich – Island 2:0

Ja, also. Was soll man dazu sagen. Vor dem Achtelfinale hätte ich noch gemeint, bittebitte nicht die Engländer, die reißen Frankreich auseinander wie reifen Mozzarella. Und dann spielen die gegen Island 87 Minuten ohne Flügel. Fast so wie die Franzosen gegen Irland. Das wäre mal ein Spiel geworden, übersichtlich wie die rituelle Wasserschlacht auf der Oberbaumbrücke.

Aber so schmeißt frankreich den nächsten Publikumssympathen aus dem Turnier, um dann seinerseits im Halbfinale am späteren Europameister zu scheitern. Frankreich hat das bisher ja immer so gemacht, dass die Mannschaft immer so mittelgut dabei war, bis auf einen, der dann glänzen durfte. Wenn das dieses Mal nicht Giroud sein wird.

Über Island will ich nichts sagen, die werden einem mit jedem Wort sympathischer, und am ende wünscht man sich, sie kämen weiter. Und das soll freilich auf keinen Fall passieren.