Daniel Theweleit bei SpOn:

Es ist eine ziemlich hoffnungslose Angelegenheit, gegen das Mönchengladbacher Defensivbollwerk anzurennen, nicht nur für Gegner, auch für die Journalisten. Die Berichterstatter unternahmen nach dem imposanten 3:0 der Borussia gegen Schalke 04 alles, um die Spieler und Verantwortlichen aus der Deckung zu locken. Vergeblich. Borussia Mönchengladbach verbarg sich hinter der „Von Spiel zu Spiel Denken“-Phrase. Es hat fast schon groteske Züge.

Groteske Züge, fürwahr. Vor allem, weil es auch ein so ungewöhnlicher Vorgang ist. Das in einer Zeit, in der Robin Dutt, kaum hat Leverkusen gegen Dortmund zwar verloren, aber eben nur ganz knapp, sofort von der Möglichkeit der Meisterschaft spricht. Oder Mike Büskens, der in jedes Mikrofon hineinspekuliert, welche Spieler er mit den EL-Einnahmen nächstes Jahr kaufen will. Sehr überraschend, dass sich die Gladbacher nicht über den Saisonausgang äußern wollen, sondern erstmal abwarten, wie die Saison von selbst verläuft, damit hat ja jetzt weiß Gott keiner rechnen können.

Obendrein ist es natürlich eine Frechheit der Gladbacher, auf eine so zentrale inhaltliche Frage nicht zu antworten: ihren Informationsvorsprung nicht zu teilen, der Presse und der Öffentlichkeit diese harten, diese unverzichtbaren Fakten. Wenn Hanke der Meinung ist, Gladbach würde am 32. Spieltag auf jeden Fall auf Platz drei, wenn nicht sogar Zweiter, dann muss man das notwendigerweise wissen, schließlich ändert das alles. Da muss sofort die Geschichte des Vereins, wenn nicht sogar der Bundesliga neu geschrieben werden. Und zwar unverzüglich!

Aber man muss da natürlich dranbleiben, denn das sind Dinge, die nur Eberl, Favre und Reus wissen. Kein Experte kann das sehen, niemand ahnt beim Blick auf die Tabelle, ob Gladbach gerade gegen den Abstieg spielt oder nicht. Wahnsinn, anzunehmen, man würde jemanden finden, der kompetent genug ist zu sagen: Nächstes Jahr spielt Gladbach Champions League. Es wäre sehr vermessen von der Presse, das so zu prognostizieren: es kann ja nicht ihre Aufgabe sein, Saisonverläufe zu dokumentieren und zu bewerten.

Das wäre ja grotesk.