bayern lynchen? bleiern dünkeln.
Von frederic am 15 Dez 2011 | Tresenmonologe
Viel ist schon über Bayern-Fans geschrieben worden, ihre Arroganz, ihre Selbstverliebtheit, ihren Egozentrismus. Auch seine Reflexhaftigkeit ist legendär – alle Kritik, ob berechtigt oder nicht, wurde und wird am Tresen gern mit der tiefenpsychologischen Analyse abgetan, der Gegenüber sei zerfressen von Neid. Und obendrein erfolglos! Da weiß man sofort, warum die Bayern der Club der Milionarios sind: nicht, weil man da als Spieler so gut verdient. Sondern weil sich Fans des Vereins, selbst wenn sie insolvente Frührentner sind, die sich aus Mülltonnen ernähren, immer noch so anhören wie ein Fox-News Beitrag über die Vermögenssteuer. Nicht jeder Bayern-Fan ist so, ich weiß, aber wenn einer so ist, ist er meistens Bayern-Fan.
Über diese Arroganz und Selbstverliebtheit (die auch eine Selbstverleugnung ist) ist viel geschrieben worden, wie auch über seinen Antagonisten: den Bayern-Hasser.
Jeder kennt sie, diese Leute, denen das Bayern-Wappen ein Höllenzeichen ist. Die ein Interview von Uli Hoeneß schlimmer finden als einen Rohrbruch in der Wohnung über ihnen. Die selbst dann noch gegen München wären, wenn sie gegen eine Mannschaft von Reichsparteitagsrednern 1938 spielen würde.
Hass ist eine Reaktion, wie es bei Fromm heißt, „aufgrund eines Angriffs auf mein Leben, meine Sicherheit, auf meine Ideale oder auf eine andere Person, die ich liebe oder mit der ich identifiziert bin.“ Man hasst die Bayern, weil sie (zum Beispiel) Jan Schlaudraff kaufen, ihn auf der Bank festketten und damit das Schöne im Spiel zerstören, das Schöne im Fußball insgesamt.
Ich habe viele Menschen kennengelernt, die den FCB geringer schätzen als einen Hundehaufen in einer Kotzlache auf den Eingangstreppen ihres Wohnhauses. Die sie übersehen haben, als sie aus dem Haus gingen. Um die Zeitung zu holen. Und reingetreten sind. Barfuß. Mit einer offenen Stelle an… nanana, wir wollen mal nicht übertreiben.
Aber hassen sie auch anständig? Ich jedenfalls kenne niemanden, der Bayern München aufrichtig und gerecht hasst. Verachtung trifft den Sachverhalt sehr viel besser, man schreit seine Gefühle nicht mehr heraus, man verzieht nur noch das Gesicht. Ich sitze oft bei Championsleague-Spielen und sehe um mich herum Leute, die leicht zurückgelehnt, die Arme auf der Brust verschränkt, missbilligend lächelnd auf den Bildschirm starren, wenn die rote Bestie spielt. Macht Robben ein Tor, ächzen sie aus und machen eine wegwerfende Handbewegung. Haut Müller den Ball übers Stadiondach, ziehen sie die Augenbrauen hoch, lehnen sich nach vorne und trinken einen Schluck. Oder andersrum, das ist völlig austauschbar.
Das Prinzip FC Bayern, das früher so leidenschaftlich gehasst wurde, die Dominanz, die Dekadenz, die aristokratische Selbstgewissheit – all das ruft heute nur eine müde Resignation hervor, ein uninspiriertes Schulterzucken. Und am Ende steht genau jene Verachtung, die die andere Seite auch empfindet.
Der Bayern-Hasser als Phänotyp ist dem Bayern-Fan inzwischen sehr ähnlich in seinem Zynismus. Ich persönlich, als Kind ein Bayern-Hasser aus Prinzip, glaube inzwischen, dass es das Prinzip FCB nicht gibt, sondern dass der FCB das Prinzip Moderner Fußball nur am effektivsten umsetzt.
Bayern lynchen war einmal. Heute heißt es bleiern dünkeln.
ich glaube dass das mittelfristige ableben von franz beckenbauer und vor ALLEN anderen uli hoeneß dem verhältnis von restfußballdeutschland zum fcb sehr helfen wird.
auch wenn es immer wieder spieler wie philip lahm gibt die als stimme ihres meisters in vorauseilendem gehorsam sätze raushauen wie: „… spieler xy sollte beim besten verein deutschlands spiele und muß deshalb zum fcb … “
mein verhältnis zu den bayern kann meist nur ambivalent sein denn einerseits spielen sie oft guten fußball, aber andereseits läßt ihr sozialverhalten oft nur den von herzen kommend laut ausgesprochenen und bei ganz schweren fällen auch durchaus handgreiflich untermauerten wunsch nach einem angenehmen autounfall, respektive flugzeugabsturz liverpoolerart, zu.
aber für einen schwaben sind die bayern auch das was für einen schalker dortmund ist.
ps: „glaube inzwischen, dass es das Prinzip FCB nicht gibt, sondern dass der FCB das Prinzip Moderner Fußball nur am effektivsten umsetzt.“
vielleicht fehlt es mir ja an den nötigen sprachkenntnissen aber mir wäre kein anderer europäischer spitzenklub bekannt der die effiziente umsetzung des prinzips moderner fußball mit einem solch unerträglichen kotzbrockentum verbindet und wäre das nicht so wäre haß im verhältnis zu den bayern kein thema. bayern sind einfach ganz schlechte gewinner.
Real Madrid!
also mein hass ist unverändert und im laufe der jahre kein stück erkaltet. und so arschgeigen wie robben nähren ihn jedes wochenende aufs neue. vor allem am letzten…
ein wind, so schwach, er rührt kein blatt
da lachen selbst die würmer
doch einen macht das lüftchen platt:
den holländischen stürmer
der arme tropf. er fällt wie baum
und wälzt sich voller schmerzen
“herr doktor, kommt er durch?” – “wohl kaum”
der pastor sucht schon kerzen
es folgt gelb-rot. und dann, genau:
genesung! seht ihn hoppen!
in schwaben heißt das: dumme sau
in bayern: arjen robben
Da siehste: ich beneide Dich um diesen Hass. Und ich wünschte, ich könnte die zwölf Zeilen liken, plussen und außerdem auswendig, übrigens.
bravo +1, like, gefällt mir,, etc.
@frederic interessant, da fehlen mir eindeutig die sprachkenntnisse. da ist der böse mann aus portugal ja in seinem natürlichen habitat angekommen.
Ja, insbesondere, weil das auch ein von Franco sehr gern gesehener Club gewesen ist. Es gibt da sicherlich noch andere Beispiele, wobei dieser Hass sich ja nur auf eine Mannschaft konzentrieren kann, die die Liga über Jahrzehnte dominiert (vielleicht ist das bei Juventus Turin und AC Mailand ähnlich, ich weiß nicht, wie sich der englische Fußballfan zu ManU verhält).
Harhar, herrlich.
Da fällt mir der Text aus der Novemberausgabe der 11Freunde ein:
http://jen0405.tumblr.com/post/12206856559/die-rote-bestie
In diesem Sinne:
Lieber tot als rot.
hehe, zweiter Link im Text!
Dieser Herr Jens könnte wenigstens den Autorennamen dazuschreiben. Ich hätte gute Lust, ihm den Arsch aufzureißen.
„Man hasst die Bayern, weil sie (zum Beispiel) Jan Schlaudraff kaufen, ihn auf der Bank festketten und damit das Schöne im Spiel zerstören, das Schöne im Fußball insgesamt.“
Ich selbst bin eher ein neutraler Beobachter, jedoch kein Bayernhasser…
Aber die Geschichte mit dem Schlaudraff ist meiner Meinung nach etwas anders gelaufen. Nämlich dachten viele, der Mann sei gut und könne mithalten im Konzert der vielen Stars in München. Er dachte es wohl auch und deswegen hat er sich gedacht, er könne da mal eben hin gehen und ein Weltstar werden, hat aber leider vergessen dafür zu arbeiten, oder war einfach nicht gut genug um sich mit vielen anderen zu messen.
So ist das nun mal, wenn man plözlich in einem Haufen steckt aus dem man nicht mehr hervor sticht. Man muß das erstmal verkraften.
Aber zu sagen, „Er wahr halt einfach nicht gut genug und schon lange nicht so gut, wie alle dachten…!“, fällt natürlich einem Bayernhasser schwer, wo er doch wieder eine Möcglichkeit sieht sein Hassobjekt zu kritisieren.
Und … was der FC Bayern für Fußballdeutschland erreicht hat, daran müssen ALLE anderen Vereine noch kräftig arbeiten und werden es dennoch nie erreichen. Nichtmal der BVB.
Aber auf wen rede ich denn ein, der Bayernhasser ist wie ein Rot-Grüner Politiker… man legt sich alles so aus, wie man es gerade braucht.