Blechern Union
Von frederic am 14 Nov 2011 | Brettgeflüster
Vorab: Die Aktion von Union ist großartig. 10000 Vereinsaktien, keiner kriegt mehr als zehn Stück, das Geld fließt in die Haupttribüne. Sehr schön.
Ich hätte ja gern gehabt, dass mir die Kampagne dazu gefällt. Ich hab mir ehrlich Mühe gegeben. Aber sie gefällt mir nicht. Nein, tut sie nicht.
Und dass, obwohl einiges Gelungenes dabei ist. Die Idee einer Always-Ultra-Arena, als Kompromiss zwischen der Kurve und der weiblichen Zielgruppe, fantastisch. Handwerklich ist der Film sehr gut gemacht. Und das Motto finde ich auch gelungen. „Wir verkaufen unsere Seele – aber nicht an jeden“. Da schwingt leichte Selbstironie mit: Es gefällt uns nicht, dieser Ausverkauf, aber was soll man machen, es ist eben Profifußball, und wir brauchen das Geld – aber wir suchen uns unseren eigenen Weg. Einen, den alle mitgehen wollen können. So wollen wir sein, und auch wenn uns nicht alles gefällt, machen wir weiter, wir versuchen es, als Alternative im Profifußball.
Aber: diese Ironie wird nicht fertig erzählt. Die Figuren im Spot sind so flach wie Mario Barth. Die unfähigen, unsympathischen Marketingfuzzis auf der einen Seite, die übergenervten, überheblichen Union-Verantwortlichen auf der anderen Seite, die so überhaupt nicht selbstironisch sind, sondern selbstgefällig rüberkommen und ein bisschen arrogant. Das ist nicht eisern, das ist blechern. Leider.
Ironie ist die intelligenteste Waffe angesichts des Übermächtigen. Das Setting im Spot ist genau andersrum: mächtig sind hier die Union-, nunja, Bosse, weil sie über die Konzepte bestimmen werden, und – man ahnt es von Anfang an – sie mit einer herrischen Geste vom Tisch fegen. Wenn wenigstens zu Beginn einer interessiert gekuckt hätte, als der erste Agenturheini aufspringt, um eine Marke vorzustellen, statt das Zingler schon zu Beginn genervt die Augen verdreht – wozu, fragt man sich sofort, haben die eigentlich eine Agentur beauftragt, den Markt auszukundschaften, wenn sie schon nach einem halben Satz wissen, dass es „fürn Arsch“ ist? Bloß um die Idioten vorzuführen? Und wozu führt man die Gegenseite als Idiot vor? Weil man selbst so geil ist. Dazu passt auch das berlusconihafte Krawattelockern mitten drin, und am Ende, tja, da hatte ich Mitleid mit den Marketingfuzzis.
Nun stimmt es ohne Frage, dass die Aktion geil ist. Aber weil das ohnehin schon jeder weiß, ist es so unnötig, extra nochmal darauf hinzuweisen. Wie viel schöner wäre es gewesen, wenn der Spot weniger breitbeinig dahergekommen wäre! Wenn das leichthin gepfiffene Lied, das am Anfang des Spots kommt, dieses nonchalante Understatement durchgezogen worden wäre. Das Präsidium, wie es zusammensitzt (am besten in einer Kneipe oder so) und beratschlagt, wie man die Haupttribüne finanzieren könnte, und am Anfang kommen von ihnen genau diese Vorschläge, die sie jetzt ihren Filmidioten überlassen, mit ernstem Gesicht, bis dann einer in Kichern ausbricht und alle einstimmen. Schnitt, Hinweis auf die Aktie (aber bitte nicht mit dieser Sparkassen-Versicherungsstimme!), Punkt.
Oder halt anders. Aber bitte nicht so. Das hat Union gar nicht nötig, sich dermaßen selbst zu feiern. Das hätten dann die anderen übernommen. Und was bitte ist schöner, als wenn der gegnerische Block der eigenen Mannschaft applaudiert? Eben.
[Update: Ich hatte zunächst gar nicht verstanden, dass es sich um eine Persiflage des Sparkassen-Spot handelt. Und ich kann es bis jetzt nicht ganz glauben, denn dann müsste ich meine Behauptung, der Clip sei handwerklich gut gemacht, wieder zurücknehmen:
Erstens weist bis auf den Satz „mit den Fahnen“ am Ende nichts darauf hin, dass man auf die Sparkassen-Werbung Bezug nimmt. Das Ambiente ist ein völlig anderes (lichtdurchfluteter, fassadenvollverglaster, moderner Raum versus muffiges, holzvertäfeltes Sitzungszimmer), die Figurenkonstellation (Chefs und Externe versus Chefs und Angestellte, aber auch alte Männer und junge Idioten versus alte Männer und ältere Frau), noch nicht mal die Schlußpointe passt („Wir machen das mit den Fähnchen“ versus „Wir machen das mit den Fahnen“).
Zweitens, warum nimmt denn Union einen Sparkassenspot als Vorlage? Es geht doch in erster Linie um Fußball, nicht um eine Geldanlage, oder nicht?
Drittens gehört zur Persiflage, dass man sich selbst überhaupt nicht ernst nehmen darf. Das tut Union mit der Aktion aber (zu Recht, wie ich finde). Deswegen verbietet sich das Stilmittel von Anfang an. Jetzt kommt im Subtext genau das flasche bei mir an: „Wir nehmen uns zwar sehr ernst, aber nicht unbedingt das, was wir machen.“ Die richtige Botschaft wäre genau andersrum: „Wir nehmen uns zwar nicht sehr ernst, aber um so mehr das, was wir machen.“]
@ frederic,
du hast aus schauspielerischer, oder gar union fremder sicht recht mit deinen kritikpunkten…
Jedoch würde eine aufgeschlosseheit gegenüber den Marketing ‚Experten‘ sogarnicht Union like sein, man wüsste es wär geschauspielter. So haben sie jedoch etwas sehr authentisches geschaffen.
Ich war aucgh auf der MV anwesend und mann hatte gegen Ende bei Vorstellung der Kampagne extra erwähnt das man sehr direkt und vielelicht auch provokant mit der Idee umgeht. Und das du jetzt darüber berichtest ist der Beweis, selbst Kritik zur Werbung vergrößert die Reichweite und somit das zu erreichende Publikum ;)
Die schauspielerische Leistung ist absolut okay. Ich weiß, dass Union sich selbst möglichst weit von den Marketingleuten entfernt sieht, aber um das zu zeigen, muss man sie ja nicht vorführen. Man kann sie zum Beispiel auch überhaupt nicht zeigen.
Wenns darum ging, das möglichst kontrovers zu machen, sind sie allerdings wieder sehr nah dran an der Marketingdenke. Und dann unterliegen sie dem alten Irrtum genau dieser Denke: dass Kontroversen allein ausreichen. Die Leute merken schon, ob man liebt, was man macht, oder nur geliebt werden will.
Touché.
Nur so zur Info, auch ein Blog benötigt ein gültiges Impressum.
Nicht wundern wenn eine Abmahnung ins Haus flattert
Häh, ganz oben rechts ist doch der Link dazu? Wo ist das Problem?
https://zumblondenengel.de/impressum/
Eigentlich muss da noch ne Anschrift mit rein, aber das mach ich nicht (machen auch nicht sehr viele).
Also ich muss sagen diese Kampagne da, von diesem Verein aus Ostberlin, dieser Union Berlin ist eine Frechheit. Ich musste mir vor Ärger, an eine Plakatwand geklebt worden zu sein, erst einmal mit Hakle Feucht die Stirn wischen und dann eine Packung Immodium Akut mit 10 Tassen Kaffee Hag runterspülen. Das wird Konsequenzen haben! Ich habe beschlossen gemeinsam Mit Benito , ähhh Silvio Berlusconi und einer entschlossenen Schar italienischer Always Ultras auf Berlin zu marschieren um die Ordnung im Weltfußball wieder herzustellen.
Ganz scghwacher blog, man merkt dass du leider keine ahnung von union hast, aber gut es ist deine meinung und ich akzeptiere das, aber der einzige der sich wichtiger nimmt als er es tatsächlich ist, bist meiner ansicht nach du.
in zukunft vll auch einfach besser mit dem jeweiligen thema beschäftigen…
Die Geschichte muss als Kinospot kurz sein und dieser Spot zeigt, was er zeigen muss! Das Finale eines Entwicklungsprozesses, bei dem ein Verein endlich mal eine Grenze definiert und wieder die Menschen in den Mittelpunkt rückt, die diesen Sport abseits des Spielfeldes ausmachen.
Es geht um mehr als um Perfektion des Drehbuches oder Schauspielleistung. Es geht um unseren Sport.
Reclaim the Game!
Wer nicht versteht, der sollte lesen und nicht schreiben.
Und man sollte erst wagen zu kritisieren, wenn man verstanden hat.
Schade um meine Zeit.
Hm , ich find schon viele Wahrheiten und Übereinstimmungen in dem was Frederic hier schreibt . Hätte mir auch ein wenig mehr Witz erwartet , find es fast ein wenig peinlich hier 4 Firmen namentlich stramm durch den Kakao zu ziehen … Namentliche Anlehnungen hätten es vielleicht auch getan oder haben diese Firmen echt versucht sich die Namensrechte an diesem Stadion zu erkaufen ??
Der Witz kommt dann für mich mit dem Verweis auf den Werbespot der Sparkasse und dem Entschluß wir machen das mit den Fahnen. … Das war dann schon wieder gut .
Letztlich geht es es Frederic hier ja wohl rein um die handwerkliche Machart des Spots und weniger um die Endaussage . In diesem Sinne verstehe ich seinen Beitrag als einen Beitrag , wie der nä Spot vllt noch besser Weden kann ;)
In diesem Sinn
Unveu
Immerhin ist Union eine berliner Mannschaft. Und als Berliner kann man sich auch mal ne richtig große Klappe leisten. Sonst wäre der Rest der Republik einfach mal enttäuscht.
Und wenn die Sache ansich schon so gut ist, bleibt wohl nichts anderes übrig, als mal so doll auf die Kacke zu hauen, dass andere auch wieder was zu meckern haben – so ist eben das Leben!
U.N.V.E.U.
Mag vl. sein, dass der Spot nicht absolut perfekt ausgetüftelt ist. Aber wer die tägliche, meißt plumpe Werbeflut erträgt die uns im TV um die Ohren gehauen wird, der kann mMn über diesen Spot schmunzeln.
Warum sollen die denn kkeine Firmen durch den Kakao ziehen??
Diese erzählen uns doch auch, dass Wasser+Coffein+Zucker 1,50 wert sind u.s.w. u.s.w.
Der Punkt ist: Union ist nicht perfekt…und das muss und soll Es zum Glück auch nicht. Und na klar feiern wir uns selbst, denn es gab ja jahrzehntelang nicht viel zu feiern als Unioner.
Außerdem wird Blatter das alles ziemlich am A…. vorbei gehen :)))
Also ich sehe das mit dem Spot anders. Bin lange genug in der Werbeszene gewesen, um genau solche Fuzzis kennengelernt zu haben. Die schnelle Erfassbarkeit wird durch die klischeehafte Zeichnung der werbeseitigen Protagonisten verstärkt, ebenfalls das Aufsetzen auf einen bereits bekannten Spot vereinfacht das Verständnis. Ja, und es läuft von Anfang an genau auf diese Pointe hinaus – na und? „Das mit den Fähnchen“ würde bei Union nun mal nicht passen, Unionen haben Fahnen. Dass dies nun von einigen „Werbern“ nicht unbedingt als Schmeichelhaft angesehen wird, naja da müssen sie durch – da können sie sich ja bei der Agentur beschweren die sich das ausgedacht hat. Die Kamera bringt gute Bilder. Der Schnitt gefällt mir sehr gut und er schafft es die Laiendarsteller (das waren wohl Präsidiumsmitglieder) gut und glaubhaft in Szene zu setzen…
Ich verstehe diesen Satz nicht: Wenn wenigstens zu Beginn einer interessiert gekuckt hätte ….
Was meint der Blogger damit? Ein Schreibfehler kann es ja nicht sein, weil jedes Word-Programm und jeder Browser (sofern man das Wörterbuch Add-on installiert hat) dies als Fehler anzeigt. Also was meint er damit?
Es könnte ein Schreibfehler sein, ist es aber in diesem Fall nicht. Ich meine die Szene bei 00:12.
Ich finde der Spot passt super zu Union denn sie haben ja auch den Spruch „Na kommt doch“ als Slogan auf ihrer Website gehabt, sowie auf T-Shirts usw.
Warum also vor Großen Namen kuschen ?
Und man sollte das ganze auch mit der nötigen Portion Humor sehen
Das Leben ist ernst genug.
Ist der Post eigentlich in irgendeinem Forum verlinkt worden oder warum schlagen hier plötzlich die ganzen Fans auf?
Auf der Union Website in der Presseschau
Häätste nich gedacht, dassde mit Deinem Blog da landest, wa? Wir nehmen auch Kritik gerne auf ;)
Ah! Deswegen. Dass Union kritikfähig ist, ist einer der vielen Gründe, warum ich den Verein sehr gerne hab.
und danach jibb’det kloppe :-))) nee keine angst… die unioner sind friedlich aber auch spitzzüngig
Also ich finde den Spot herrlich. Ich habe ihn mir mehrfach angeschaut, gerade heute wieder… Ich muss immer wieder lachen, wie die Werbedame mit dem Vorschlag „Always Ultras Arena“ kommt. Herrlich, damit zieht man alle in den Kakao, ob nun Marketing-Argenturen, sich zu ernst nehmende Ultras (die ich sehr schätze), Feministinnen oder was weiß ich wen xD Ich habe einfach nur gelacht. Und handwerklich finde ich den echt gut, da haben wir in Medienwissenschaften schon viel schlechtere Filme gesehen… Also, top Spot, ich erfreue mich an ihm und Kritik kann durchaus geübt werden, nur kann ich sie hier nicht nachvollziehen.
UnvEU