Bayern München, dieses Kim Jong Il der Bundesliga. In der Hertha-Kneipe ums Eck haben sie schon nach zehn Minuten auf Konferenz umgeschaltet, weil Stammgäste drohten, sich auf dem Klo aufzuknüpfen, wenn sie das Spiel weiter ansehen müssten. Sie schimpften nicht, weder über das Zweikampfverhalten der Hertha (wie im Streichelzoo!), noch über Kobiashvili, über den eigentlich immer geschimpft wird, der ist die Deutsche Bahn hier, der kanns niemandem recht machen, und außerdem kommt der auch immer zu spät. Das erste Bild, nachdem man auf Konferenz gegangen ist, zeigt direkt Lucien Favre, ein Stöhnen geht durchs Tresenrund: den vermisst man hier, wie man eine Jugendliebe vermisst, mit dem hätte alles wieder gut werden können. Mit Markus Babbel hingegen hält man es eher wie mit der eigenen Alten: wenns denn einigermaßen läuft, na gut, wenn nicht, muss man ihn wohl oder übel erschlagen. Für Erheiterung sorgt an diesem tristen Nachmittag nur Jessica Kastrop, die sich für ihre Moderation ganz in Goldfolie eingeschweißt hat, vielleicht glaubt sie, dass sie sich so länger hält.

Die Begeisterung von Neven Subotic über den Sieg in Bremen kann man kaum verstehen, wenn man das Spiel am Bildschirm verfolgt hat: das war kein Fernsehspiel, dazu war es zu dreckig, zu unspektakulär, zu ruppig. Überraschend war es allemal, dass Dortmund in der Lage ist, Beton anzurühren und aus wenigen Chancen tatsächlich Tore zu machen. Das Spiel hat in mir die archaischen Seiten berührt: man erinnert sich dann immer, wieviel Spaß das gemacht hat, sich bei engen, objektiv ungünstigen Verläufen reinzuhauen, nach roten Karten rumzugrätschen, sich trotzig gegen den Augenschein aufzulehnen. Und wie glücklich man war, wenn man das Spiel am Ende gewonnen hat, als hätte man das Schicksal besiegt. Und dann auch noch gegen Marin, diesen Narkoleptiker. Fällt im vollen Lauf einfach immer wieder um.

Schade eigentlich, dass die eigenen Knochen mangels Übung und Alter solche Kampfspiele nicht mehr mitmachen. Jetzt ist ja wieder Herbst, da mehren sich die nostalgischen Momente, selbst wenn man zwölf ist, denkt man daran, dass man früher Aletebrei zu fressen bekommen hat und diese Momente unwiederbringlich vorbei sind, für immer, noch einen Rotwein bitte. Einen dieser sehr sentimentalen Momente hatte ich dann gestern beim Anblick der Hoffenheimer, bei deren Anblick sich mir sofort die Frage aufdrängte, ob die wohl alle überhaupt schon vollständige Schambehaarung entwickelt haben.

Aber eigentlich will ich das gar nicht wissen.