5 Dinge, die der Fußball von Olympia lernen kann
Von frederic am 12 Aug 2012 | An fremden Brettern
1. Post-Match-Interviews
Allüberall wird Podolski gefeiert, weil er das ti-aitsch besser trifft als so ziemlich alle Freistöße der letzten Saison und sein erstes Interview nicht ähnlich in den Sand gesetzt hat wie sagen wir Lothar Matthäus. Oder Heinrich Lübke. Großartig, wie er sagt, dass Arsenal ein „big club“ ist! Und überhaupt, dass er so „happy“ sein kann! Ich mach mir gleich in my trousers vor Begeisterung! Stop the press, ein Deutscher im Ausland, der sich nicht blamiert hat! Oder jemanden erschossen. Wenn das mal keine Newsroom-Episode füllt.
Bin ich eigentlich der einzige, der diese Podolski-Scheiße boring findet, und lieber mehr Markus Rogan hätte?
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2. Franziska van Almsick
Der Boulevard monierte, dass sie beinah alle ihre Sätze mit „Ich als Expertin…“ einleitete. Es stimmt, das hatte etwas hilflos refrainmäßiges; natürlich hätte sie das nicht machen müssen, weil es sowieso immer am unteren Bildrand eingeblendet wird. Aber was entscheindend war, folgte erst danach, sobald die Kollegen von der az beschlossen hatten schon längst wegzuhören: sie thematisierte ihre Verstrickungen mit dem Verband, ihre Sympathien für einzelne Sportler, den Ärger, den sie sich mit manchen Statements eingefangen hatte; und gerade, dass sie dabei häufig ein wenig hölzern wirkte, überbedacht und gleichzeitig erschütternd ihrem Standpunkt verpflichtet, machte sie den Schmierlappen von der Regenbogenpresse so verdächtig. Denen ist einer wie Beckenbauer lieber, der nichts sagt, dabei aber ein wenig aus dem Mund sabbert: diese Tropfen, die dann auf irgendeinen armen Idioten niederregnen, sind dann skandalträchtig. Ein inszenierter, natürlich, denn inzwischen werden Fußballprofis nur noch ausgeliefert, nachdem sie in Folie eingeschweißt worden sind: Man kann die Beckenbauer-Spucke abwischen, und alles bleibt, wies ist. Das Fernsehen, dass sich allzugern als Echtzeitmedium aufspielt, ist im Grunde ein leerer performativer Akt, ein Bild, das nicht schwarz bleiben darf, und deswegen sein Warten auf das folgende inszeniert, ungefähr so.
Heute habe ich gehört, dass Lothar Matthäus Sky-Experte geworden ist. Prinzipiell ist natürlich nichts zu sagen gegen die Integration geistig Minderbemittelter, aber man hat als Fernsehsender dann doch eine inhaltliche Verantwortung.
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3. Eröffnungsfeier
Leute, ihr, die ihr von der FIFA seid, ihr habt doch auch schonmal fern gesehen. Drei Hüpfdohlen in von Wigald Boning geschneiderten Anzügen plus zweiundzwanzig Kinder, die nicht wissen, wohin sie kucken sollen, das passt ganz gut zu einer aus dem Ruder gelaufenen Bad-Taste-Party in Brandenburg. Schaut doch bitte nochmal, was London da veranstaltet hat, um die Spiele angemessen zu beginnen: Das ist eine Schöpfkelle, ihr blutigen Laien!
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4. Technologie ist nicht die Lösung
Zumindest nicht aller Probleme. Ich hab nicht mitgezählt, aber wie oft kam es vor, dass die Messgeräte ein anderes Ergebnis als das hinterher als tatsächliches festgestellte lieferten? Eine Formulierung, neben die selbst mein Philosophieprofessor ein „St!“ für Stil gesetzt hätte. Allein, wenn deutsche Olympioniken betroffen waren: Bei den Florett-Fechtern, Lilly Schwarzkopf, Betty Heidler, noch irgendwas? Technik, macht die Dinge nicht transparent, sie verschiebt bloß die Grenze der Wahrnehmung ins Unerbittliche, bis keiner mehr irgendwas erkennt. Die Diskussion wird nicht entschärft, das wird auch mit Torkameradingens nicht anders sein. Die Kamera hat keine direkte Autorität, das Fernsehen verhindert es, siehe (u.a.) Lothar Matthäus. Ein Schluss, den nicht einmal mein Philosophie-Lehrer akzeptiert hätte, wir diskutieren das dann bei der nächsten Post-Wembley-Entscheidung.
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5. Bescheidenheit
Wie ungekünstelt die meisten der Olympioniken in den Interviews klangen, und wie aufrichtig sie sich gefreut haben, wenn es einen Erfolg gab. Wie deutlich das klang, das es für ihren Sport war, nicht nur für sich. Man vergleiche die Reaktion der normalerweise durch die Bank unsympathischen deutschen Hockey-Mannschaft gegen Mario Balotelli. Fußball ist ein viel zu verwöhntes Kind. Zu viel Aufmerksamkeit, verzogen und undankbar. Wir, die Fans, sollten uns mal wieder unserer Elternrolle annehmen und ihn aus den Fängen des schlecht beeinflussenden, unterwürfigen, anstachelnden Nachbarsjungen Fernsehen befreien.
Widerspreche bei Punkt 4!
Als Beispiel nenne ich Tennis und das Halbfinale im Hockey. So sollte der Videobeweis auch im Fussball eingeführt werden.
[…] Frédéric Valin findet spannende Aspekte an Olympia, die der Fussball noch von Olympia lernen kann. […]
Vielleicht erschießt Pöldi ja noch nen Engländer.
zu sky – dort ist doch auch schon der minderbemittelte Marcel R. – passt also