Es war eine Frage der Zeit, bis die Torlinientechnologie kommen würde. Der nächste Schritt bei der Trennung zwischen Fußball und Spitzenfußball, oder (wie man ihn wohl demnächst nennen können wird) Fernsehfußball. Das Regelwerk hat dem doppelten Druck, den das Medium aufgebaut hat, nicht standgehalten.

Das ist, denke ich, das wichtige an dieser Entscheidung. Natürlich wird man nun viel über Dedics Tor lesen, das nicht gegeben wurde trotz Torrichter, eine Szene, von der man jetzt erzählt, sie hätte „das Aus besiegelt“. Es könnten aber auch die spielerisch dann doch eher limitierten Außenspieler gewesen sein, aber gut, will man das diskutieren? Ich nicht.

Ich halte es für einen Trugschluß zu glauben, eine Torkamera würde mehr Gerechtigkeit produzieren. Den Fußball gerecht machen zu wollen gleicht dem Versuch, seinen Durst mit Cola zu löschen. Die Fülle strittiger Szenen, die so ein Spiel bereit hält, ist vielfältig. Es stimmt natürlich, dass es die meisten weniger stört, wenn ein Eckball unberechtigt ist, selbst wenn ihm ein Tor folgt. Das Gedächtnis ist kurz, und die Zuschauer weitreichenstarker Spiele sind oft fixiert auf das, was Kommentatoren „spielentscheidende Szenen“ nennen. Aber es gibt derer so unglaublich viele! Man wird dieses Problem nicht technologisch lösen können; denn der Fußball an sich produziert keine Gerechtigkeit. Bleiben wir mal bei dem Ukraine-Beispiel: hätte man das Tor gegeben, wäre auch das eine Fehlentscheidung gewesen, denn ganz kurz davor stand einer – ich glaube, Milevski wars – im Abseits. So blieb es bei ausgleichender Ungerechtigkeit.

Hawk Eye soll einmalige Kosten von 250.000 bis 300.000 Euro verursachen; welcher Drittligist zahlt das denn aus der Portokasse? Ich bin gespannt, wo man die Grenze ziehen wird zwischen Fernsehfußball und Fußball; erste und zweite Liga? Wo ist die Trennlinie zwischen den Großen und dem Gekrepel? Und dann will ich mal sehen, wie man den ohnehin schon beinharten Bruch zwischen Profi- und mittlerem Amateurbereich gekittet haben will. Oder ob man sich davon (Stichwort Gelderverteilung) ohnehin endgültig verabschieden will.