Deutschland – Italien 1:2

Nun, das einzige, was am Anfang hielt, war der Anker an der Andrea Pirlo. Historisch inkorrekt überließ man den Italienern die Initiative. Deutschland wirkte seltsam unsicher, wie man das von pro Ana-Aktivisten kennt: erst danach, zehn Minuten später, ließ man sich von Cheech&Chong inspirieren: je breiter, desto besser.

Das sah dann auch phasenweise ganz gut aus, auch wenn man Glück gebraucht hätte, um das erste Tor zu machen; statt dessen bewies der italienische 100 IQ-Punkte-Sturm beckenbauerische Qualitäten. Einmal in der Besenkammer der Deutschen, sofort ein Treffer. Cassano, der gerüchtehalber bereits von einer Stubenfliege im Schach besiegt worden ist, vernaschte Traumtänzer Hummels, um dann mit einer Runde „Kennen Sie Balotelli“ zu seinem Wingman überzuleiten.

Dass ausgerechnet Hummels den entscheidenden Fehler machte: Künstlerpech. Dass direkt danach Lahm der zweite der nächste große Schnitzer unterlief, der das Abseits aufhob, den Deutschen den optimistisch gereckten Daumen kostete und Balotelli mehr Platz bescherte als sein Ego: unfassbar. Noch unfassbarer allerdings, dass den Deutschen darauf nichts mehr einfiel: ein Hauch von Melancholie umwehte die Spielzüge Schweinsteigers, ein Hauch von Verzweiflung die Versuche Kroos‘.

Zur Halbzeit war das Spiel im Grunde schon durch, es roch nach Auswärtstrikot: die Weißen waren zu grün. Der Elfmeter von Özil wirkte wie ein Kniff in einer Serie, von der man schon weiß, dass sie abgesetzt wird. Jetzt können die Deutschen am Sonntag das tun, was sie – als Kulturnation wider Willen – ohnehin gerne tun: ihre Autos säubern. Von diesen hässlichen Fähnchen zum Beispiel.