Deutschland – Dänemark 2:1

Gestern nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass Deutschland das Spiel gewinnen wird; mit Verwunderung auf Twitter die allgemeine Verunsicherung mitgeschnitten, die Ungeduld, die Aufregung. Diese allgemeine emotionale Anspannung, die sich offenbar vor allem in Schimpfen, Schwarzmalerei und vorweggenommener Enttäuschung kanalisiert. Ein erstaunlicher Mangel an Selbstbewußtsein, zu dem man sich eine Menge nationalpsychologischen Kram zusammendichten könnte, der aber eher fan-typisch ist: mir geht das ja bei den französischen Spielen ganz ähnlich, wenn auch nicht in dieser Intensität. Vertrauen ist keine Eigenschaft einer einseitigen Hingabe.

Mehmet Scholl hatte in der Halbzeit völlig recht: Das Ergebnis war knapp, aber das Spiel war es nicht. Es gab immer Räume, insbesondere auf den Flügeln, und ich hatte nie den Eindruck, dass die Mannschaft bereits an den Grenzen ihrer Möglichkeiten kratzt. Die stoische Ruhe, mit der der Ausgleich hingenommen wurde, dieses kollektive Schulterzucken, dieses allgemeine „mei, passiert“, war ein deutlicher Hinweis, dass die Spieler das ähnlich sehen; und mit Recht. Man hat alle Spiele dominiert, obwohl Müller sich zwar reinhaut wie Bowle, ihm aber das sonst so treue Glück des Ungelenken zu fehlen scheint; und obwohl Özil fortwährend vom Gegner weggeschlossen wird; und obwohl Podolski zwar jetzt durchaus sein Tor gemacht hat, aber nur in unmittelbarer Strafraumnähe ansprechbar ist.

Was bleibt von der Vorrunde? Zuallererst die Erkenntnis, dass die Nationalmannschaft selbst dann starke Mannschaften dominiert, wenn sie nur durchschnittlich spielt; und ein Achselzucken Richtung Niederlande, mit der dann doch sehr beruhigenden Moral, dass, wenn man planlos destruktiv spielt und verliert, am Ende gar nichts mehr hat, worüber man sich freuen kann.

Nun also Griechenland, die Mannschaft im Turnier mit der größten Moral. Bleibt die drängende Frage, wie oft Löw in der Pressekonferenz von „Charaktertest“ sprechen wird, ich denke, vier Mal sollten reichen.