Vor nicht einmal einem halben Jahr verneigten sich auch internationale Beobachter vor dem für Dortmund typischen Stilmix aus gesunder Aggression, einer hohen Organisationsdichte, mutigem Verteidigen und spielerischer Abenteuerlust. Diesen Fußball auf einer Imagekampagne nun auch in Europa zu verankern, ohne dabei gleich realitätsferne Titelfantasien zu entwickeln, wäre eine Riesenchance für den BVB gewesen. Sie wurde leichtfertig und dilettantisch vertan.

Thomas Hennecke im Kicker. Es ist selten deutlicher gesagt worden, worum es im Fußball ur-eigentlich geht: ums Image natürlich. Ich bin mir sicher, Lewandowski und die Jungs von Schwatzgelb schrecken nachts im Schlaf nur deshalb auf, weil man sie jetzt in Avignon, Kazan und Ventimiglia für gescheitert hält – und mit ihr die gesamte Bundesliga. (Und was dieser „deutsche Fußball“ sein soll, dem Schaden zugefügt wurde, erklär mir mal einer. In der 5-Jahreswertung sieht alles okay aus.)

Ich hätte es lieber gesehen, wenn sich ein Fußball à la Dortmund durchgesetzt hätte statt so einer „zynischen Kloppertruppe“ wie Marseille. Das ist das eine. Das andere ist: ich sehe Dortmund immer noch gerne. Lieber als Marseille, lieber als Petersburg, lieber als Inter Mailand. Das Dortmunder Spiel hat einen Wert über das Ereignis hinaus, weil es schöne, erinnerungswürdige Momente gibt, die nicht die Spannung geschaffen hat, sondern Grazie, Anmut, Intelligenz. Wenn das heißt, sie haben einen SChaden, will ich, das noch viel mehr einen haben. Was an Dortmunds Ausscheiden tragisch ist, ist nicht das Scheitern ihres Fußballs. Sondern, dass man weniger Gelegenheit hat, ihn zu sehen.