Er sieht weiß Gott nicht aus wie ein Intellektueller. Er spielt auch nicht wie einer. Und doch: Durch seine Statements spricht eine gebrochene Intelligenz, ein Abstraktionsvermögen, gepaart mit einer beinah ängstlichen Empathie. Wenn ich ein Interview mit Christian Tiffert sehe, denke ich immer: der schaut gleichzeitig nach innen und nach außen. Selbst wenn er banalsten Fragen lauscht, offen und konzentriert, hat man immer den Eindruck, ein Teil von ihm ist in sich selbst versunken.

Es heißt immer, dass Niederlagen einen Menschen verändern. Christian Tiffert hat seine Niederlagen verändert. Mir fällt kaum ein Spieler ein, der sich derart gewandelt hat im Laufe der Jahre. Tiffert beim VfB war laut, prollig, gleichzeitig aber auch ein Künstler auf der Außenbahn, eine Mischung aus Frank Rost und Marco Reich, im schlechten. Eigensinnig war er auch, wie oft hat er vergeblich zum Dribbling angesetzt! Mein Schwager, VfBler, der lässt noch heute kein gutes Haar an Tiffert, und ich kann das verstehen, denn viel davon ist auch heute noch zu sehen, aber anders: dieser Mut zum Risiko, der ihn früher zu Dribblings gezwungen hat, den sieht man in seinen Pässen, drei, viermal pro Spiel, die auf den ersten Blick selten spektakulär sind, aber doch auf eine sehr stille, zurückhaltende Art elegant. Und das prollige, das sieht man in seinen Zweikämpfen.

Christian Tiffert hat sich, als es nicht lief, nicht in sich verzogen, sondern ins Spiel. Als er nicht mehr im Vordergrund stehen wollte, zog er sich in den Mittelpunkt zurück. Wahrscheinlich ist es diese unaufgeregte Ruhe, diese bescheidene Entschlossenheit, die mich an Christian Tiffert seit anderthalb Jahren so fasziniert.

Wie gut das nach Kaiserslautern passt! Diese Stadt, die, wenns den FCK nicht gäbe, deutschlandweit nur wegen der Kanaldeckelproduktion bekannt wäre. Auch so ein Ding, das man lange nicht wahrnimmt, obwohl es von ausgesprochener Schönheit sein kann.